» Dieser Film gibt denen eine Stimme, die sonst keine Stimme haben. «
Regisseur Samir Nasr
Zum Film
Sharaf ist einer von unzähligen jungen Männern in der arabischen Welt, die auf eine bessere Zukunft hoffen. Als er in Notwehr einen Mann tötet und ins Gefängnis muss, treffen seine Träume von Wohlstand und einer besseren Zukunft auf die harte Realität.
Der Mikrokosmos des Gefängnisses spiegelt die komplexe Lebenssituation der Menschen in vielen arabischen Ländern wider, die unter Diktaturen und Armut leiden und gleichzeitig den Auswirkungen eines zutiefst ungerechten globalen ökonomischen System ausgesetzt sind.
Sharaf verfolgt in der Klassengesellschaft des Gefängnisses seinen eigenen sozialen Aufstieg, doch er wird dafür einen hohen Preis zahlen müssen.
Director´s note
„Als Sohn eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter habe ich mein Leben lang in zwei Welten gelebt. Obwohl ich Ägypten nach dem Abitur an der deutschen Schule in Kairo verlassen habe, ist meine Bindung an dieses Land nie abgerissen.
Von Deutschland aus auf Ägypten zu schauen, ermöglicht mir einen Blick, der Empathie und schonungslose Analyse verbindet.
Diesen Dualismus aus Nähe und Distanz fand ich auch in Sonallah Ibrahim’s Roman SHARAF. Es begeisterte mich, wie es dem großen ägyptischen Erzähler hier gelungen war, die Entwurzelung der Jugend mit dem Wahnsinn der ägyptischen Gesellschaft zu verbinden und beides gekonnt zu verdichten. Seit meiner ersten Lektüre hatte ich den Wunsch, aus diesem Stoff einen Film zu machen, der dieselbe Balance zwischen Einfachheit und Komplexität, zwischen Düsternis und Leichtigkeit besitzt.
SHARAF vereint viele Gegensätze. Es wird eine düstere Geschichte auf lakonische, manchmal sogar humorvolle, aber stets unterhaltsame Weise erzählt. Obwohl weitgehend nur an einem sehr begrenzten Ort spielend, zeichnet der Film das Bild eines ganzen Landes und seines fortdauernden Krisenzustandes. Der Protagonist ist faszinierend in seinem Widerspruch aus Naivität und Berechnung – im Laufe der Geschichte macht er sich zunehmend schuldig, ohne dass wir ihn dafür verurteilen könnten. Er steht stellvertretend für Millionen Menschen in der arabischen Welt: aufgewachsen in politisch-autoritären, religiös-fundamentalistischen
Strukturen träumen sie von Freiheit und einem westlichen Leben, dass sie nur aus dem Internet und dem Fernsehen kennen. Es ist für sie der größte und oft einzige Lebenstraum – ohne in ihrer Heimat jemals eine reale Chance auf dessen Verwirklichung zu haben.
SHARAF ist somit auch ein Film, der erzählt und nachvollziehbar macht, warum so viele junge Männer ihre Länder verlassen und ihr Leben riskieren, um illegal nach Europa zu kommen. In diesem Zusammenhang ist der Film auch für uns in Europa von hoher gesellschaftlicher Relevanz.
Der anhaltende Migrationsdruck und die damit einhergehende populistischen Bewegungen innerhalb von Europa haben ein Klischeebild des “arabischen Mannes” generiert, das diskriminierend und stigmatisierend ist. Es ist in hohem Maße notwendig, dieses Bild zu korrigieren und durch ein anderes, vielschichtigeres Bild zu ersetzen, das wieder eine menschliche Annäherung ermöglicht.
Ein Film wie SHARAF wird uns Europäern helfen, diese jungen Männer wieder zu “sehen” – mit all ihren Sorgen, Ängsten und Nöten. Insofern ist SHARAF ein wichtiges kulturelles Gegenangebot.
Die Begegnung mit Sonallah Ibrahim – einem der großen Schriftsteller des arabischen Raums – und unsere langjährige Freundschaft hat in mir den unbedingten Wunsch nach weiteren Spielfilmarbeiten wachsen lassen. Während meiner zahlreichen Aufenthalte in Kairo schrieb ich zusammen mit Sonallah Ibrahim das Drehbuch zu SHARAF. So konnten wir sein enormes Detailwissen über das Leben im Gefängnis (er war unter Nasser fünf Jahre aus politischen Gründen inhaftiert) mit meinen Vorstellungen einer stringenten filmischen Struktur verbinden.
Dieser Film gibt denen eine Stimme, die sonst keine Stimme haben. In einer Zeit, in der in Ägypten und in der gesamten arabischen Welt Freiheiten immer weiter eingeschränkt und elementare Menschenrechte missachtet werden, ist SHARAF ein mutiges und notwendiges Statement.“
Regisseur Samir Nasr im April 2019
Pressestimmen
cinema
Süddeutsche Zeitung
Festivals
Red Sea Film Festival 2021 | Wettbewerb |
Hofer Filmtage 2022 | Wettbewerb |
JCC Carthage Film Festival 2022 | Wettbewerb |
Rotterdam Arab Film Festival 2022 | Wettbewerb |
Aruhus Arab Film Festival 2022 | Wettbewerb |
Calgary Arab Film Nights Festival 2022 | Wettbewerb |
Festival International du Film Panafricain | Cannes 2022 | Wettbewerb |
L’Afrique fait son cinéma, Paris 2022 | Wettbewerb |
Crew
Regie | Samir Nasr |
Drehbuch | Sonallah Ibrahim & Samir Nasr |
Kamera | Darja Pilz |
Schnitt | Hansjörg Weißbrich |
Musik | Oli Biehler |
Ton | Skander Bouker |
Mischung | Marc Fragstein |
Produktion | Soilfilms (D), CO-Prod.: ZoneArt Films (TN), Teamwerk.Die Filmproduktion (D), Wady Films (LUX), Les Contes Modernes (F) |
Produzentin | Silvana Santamaria |
Co-Produzent:innen | Bilal Athimni, Günter Moritz, Monika Agler, Samir Nasr, Patrice Nezan, Laurent Versini, Adolf El Assal, Neigeme Glasgow-Maeda, AlexanderRis |
Mit Ahmed AL MUNIRAWI, Fadi ABI SAMRA, Khaled HOUISSA, Ridha BOUKADIDA, Tawfik BAHRI, Mohamed DANECH, Jihed CHERNI, Salha NASRAWI, Jala HESHAM, Samer EYOUNELSOUD, Magdy ATWAN, Mohamed FATHI, Saad MAHFOUZ, Salah EL ANZAL, Sameh MASSOUDI, Ibrahim SALAH | |
Der Verleih wird gefördert durch die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH |
Technische Daten
Länge | 95 Minuten |
Produktionsland | Deutschland, Tunesien, Frankreich, Luxemburg |
Produktionsjahr | 2021 |
Format | DCP, Farbe, 1:1.8 |
Ton | Dolby Digital |
Sprachfassungen | OmU |
Originalsprachen | Arabisch |
FSK | Freigegeben ab 12 Jahren |
Pressematerial
DCP-Trailer, Bilder, etc. über filmpresskit |
Presseheft |
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68167 Mannheim
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