» Helke Sander — sperrig, verführerisch und revolutionär — gehört zum Weltkulturerbe.
Weil ihr dauernd Steine in den Weg geworfen wurden, ist sie noch immer am Aufräumen. «
Luise F. Pusch, Sprachwissenschaftlerin & Autorin
Zum Film
„Die Verhältnisse sind veränderbar,
und zwar durch Einsicht und selber denken:
Warum ist, was ist?“
Helke Sander
Die Filmemacherin und Autorin Helke Sander ist eine Ikone nicht nur der Frauenbewegung, sondern auch des neuen deutschen Films. Historische Umwälzungen brauchen manchmal nur einen kleinen Impuls, der die versteinerten Verhältnisse plötzlich in Bewegung bringt.
Helke Sander hat vor vielen Jahren eine solche erdrutschartige Veränderung in Deutschland ausgelöst.
1967 wird Helke Sander Mitglied beim Sozialistischen Deutschen Studentenbund. Die Situation der Frauen in der Gesellschaft ist dort kein Thema, auch unter den Frauen nicht. Sie gründet zusammen mit Marianne Herzog den Aktionsrat zur Befreiung der Frauen sowie die Kinderläden in Berlin. Unbezahlte Care-Arbeit, zu wenige Betreuungsangebote für Kinder, kaum Unterstützung durch die Männer bei der Kindererziehung – diese Themen sind auch heute noch, viele Jahre später, aktuell. Auf dem Delegiertenkongress des SDS im September 1968 erklärt sie in ihrer legendären ‚Tomatenrede‘, dass eine gesellschaftliche Veränderung ohne die Befreiung der Frauen nicht möglich ist. Das Private ist politisch. Die Männer kommentieren ihre Rede mit höhnischem Gelächter. Aber die neue deutsche Frauenbewegung beginnt.
Wie viele Künstlerinnen konnte sie ihre Filme nur mit Hartnäckigkeit und gegen Widerstand drehen. Viele Projekte blieben unrealisiert, die Finanzierungen gelangen nicht. Dazu sagt ihre Weggenossin Gesine Strempel im Film: „Was Frauen wollen, ist vielen Männern sehr fremd. Es besteht ein von Männern geprägter gesellschaftlicher Konsens, was Kultur ist und was nicht.“
Helke Sander war ein Leben lang politisch aktiv und sperrig. Sie hat viele Errungenschaften für Frauen, die uns heute selbstverständlich sind, angestoßen und umgesetzt: „Wer nachdenkt, radikalisiert sich auch.“ Claudia Richarz spürt im Film nach, was das für Sanders eigenes Lebensgefühl, den eigenen Sohn und die Liebe bedeuten mag. Der Film verbindet mit eindrucksvollen Filmausschnitten aus Sanders Werk ihr künstlerisches Schaffen mit ihrem Leben.
Hinter Sanders emanzipierter Haltung steht die kontinuierliche Aufforderung, nachzudenken, vermeintliche Selbstverständlichkeiten nicht hinzunehmen und unabhängig von dem, was andere für richtig halten, auch immer auf sich selbst zu hören.
Heute, mit über 80 Jahren, räumt Helke Sander auf. Das Kleid, das sie als junge Frau so gern getragen hat, als sie Anfang der 1960er Jahre in Finnland lebte, die prähistorischen Venusstatuen mit großen Brüsten und voluminösen Bäuchen, die Frauen als Mütter feiern, und natürlich Exemplare der Zeitschrift Frauen und Film, die sie 1974 gegründet hat. “Aufräumen hat ja auch eine innere Bedeutung, etwas Transzendentes“.
Über Helke Sander
Geboren 1937 in Berlin, Evakuierung, Flucht, 15 Schulen in 15 Städten, Schauspielschule in Hamburg, Heirat nach Finnland, ein Sohn: Silvo Lahtela, geb.1959, Schriftsteller.
Ab 1962 Regie beim finnischen Studententheater, Improvisationen, Happenings, reisende Regisseurin im Auftrag der Vereinigung finnischer Arbeitertheater, 1963 Redakteurin bei Suomen Mainos-TV. 1964 Assistentin in London bei Joan Littlewood.
1965 Rückkehr nach Deutschland.
Ab 1966 im ersten Jahrgang der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Ab 1967 in der Studentenbewegung aktiv.
1968 Mitbegründerin des „Aktionsrat zur Befreiung der Frauen“ und der Kinderläden in Berlin. 1971 Gründung der Gruppe „Brot und Rosen“, die das „Frauenhandbuch Nr. 1 über Abtreibung und Verhütung“ herausgibt.
1973 Kuratorin des ersten internationalen Frauenfilmfestivals in Berlin zusammen mit Claudia von Alemann.
1974 Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Frauen und Film“.
1981- 2001 Professorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Filme „Brecht die Macht der Manipulateure“ (1967), „Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers“ (1977) „der subjektive faktor“ (1981) „Der Beginn aller Schrecken ist Liebe“ (1984), „BeFreier und Befreite“ (1992), „Dorf“ (2001), „Mitten im Malestream“ (2005), u.a.
Bücher „Die Geschichten der drei Damen K“, „Oh, Lucy“, „Der letzte Geschlechtsverkehr und andere Geschichten über das Altern“, „Fantasie und Arbeit – biografische Zwiesprache“ mit Iris Gusner, „Die Entstehung der Geschlechterhierarchie als unbeabsichtigte Nebenwirkung sozialer Folgen der Gebärfähigkeit und des Fellverlusts“, u.a.
Preise 1979 Erster Preis Film des Femmes, Jeune Cinema Hyères, Frankreich und L‘Âge d’Or, Brüssel (Redupers) / 1981 Biennale Venedig, Prämie I.S.D.A.P. (der subjektive faktor) / 1984 Melkweg Award für Reality Research, Amsterdam (für das Gesamtwerk) / 1993 Spezialpreis der Jury, Minsker Frauenfilmfestival, Nestor Almendros-Preis, New York und 1995 Spezialpreis Festival Internacional De Cine Realizado Por Mujeres, Madrid (BeFreier und Befreite) / 1985 Goldener Bär und Deutscher Filmpreis in Silber (Nr.1 – Aus Berichten der Wach-und Patrouillendienste), u.a.
Stimmen zum Film & Helke Sander
Dass es jetzt diesen Film über sie gibt, ist toll und überfällig. Und über das Aufräumen ihr Leben zu erzählen, finde ich super!“
Maren Kroymann, Schauspielerin, Kabarettistin & Sängerin
Silvia Hallersleben, epd film
Claudia Richarz hat sie porträtiert. Auf dem Frauenfilmfest in Dortmund und Köln feiert „Aufräumen“ am 22. April Weltpremiere.“
Festivals
Internationales Frauenfilmfest Dortmund+Köln, 2023 – Publikumspreis |
Fünf Seen Filmfestival Gauting/Starnberg, 2023 |
Frauenwelten Berlin, 2023 |
Nordische Filmtage, Lübeck 2023 |
bimovie-frauenfilmfest, München 2023 |
IDFA Int. Dokfilmfestival Amsterdam, 2023 |
augenblicke, Straßburg, 2023 |
Crew
Regie & Drehbuch | Claudia Richarz |
Bildgestaltung | Claudia Richarz, Martin Gressmann, Volker Sattel |
Originalton | Manja Ebert, Lorenz Brehm, Shinya Kitamura, César Fernándes |
Komposition | Kai Richarz & Milan von der Gracht |
Montage | Martin Kayser-Landwehr, BFS; Magdolna Rokob, BFS |
Sounddesign | Simon Bastian, Zeigermann_Audio GmbH; Roland Musolff |
Sounddesign & Mischung | Simon Bastian, Zeigermann_Audio GmbH |
Color Grading | Roland Musolff |
Produktion | Claudia Richarz Film Carl-Ludwig Rettinger, Lichtblick Film |
Mit Helke Sander, Silvo Lahtela, Mahsa Asgari, Dorna Dibaj, Achim Lengerer, Janine Sack, Thomas Schreiber, Gesine Strempel, uvm. | |
Mit Unterstützung von |
Technische Daten
Länge | 82 Minuten |
Produktionsland | D |
Produktionsjahr | 2023 |
Format | DCP, Farbe, 1:1.8 |
Ton | Dolby Digital |
Originalsprache | deutsch |
FSK | freigegeben ab 12 Jahren |
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Fotos auch bei https://helkesanderfilm.de/presse/ |
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