» Man glaubt sich in einem Thriller, dessen Drehbuch das Leben und das US-amerikanische Justizsystem schrieben. «
DOK Leipzig
Inhalt
Michelle heiratete ihren Jugendfreund Jermaine im sterilen Besuchsraum eines HochsicherheitsgefĂ€ngnisses â in der Hoffnung, bald mit ihm in Freiheit leben zu können. Jermaine behauptet, zu Unrecht wegen Mordes verurteilt worden zu sein. Er verbĂŒĂt eine 22-jĂ€hrige Haftstrafe im berĂŒchtigten Sing Sing-GefĂ€ngnis in der NĂ€he von New York. Jahrelang kĂ€mpft Michelle unermĂŒdlich dafĂŒr, seine Unschuld zu beweisen, wĂ€hrend sie sich gleichzeitig als alleinerziehende Mutter um ihre jugendlichen Kinder Paul und Kaylea kĂŒmmert.
In einer zermĂŒrbenden Routine aus kurzen Telefonaten, Briefeschreiben und Besuchen in der Haftanstalt trĂ€umt sie von einem idyllischen Familienleben auĂerhalb der GefĂ€ngnismauern. Kurz bevor Paul und Kaylea in ihr eigenes Leben aufbrechen, wird ein neues BeweisstĂŒck in Jermaines Fall entdeckt, das ihre Hoffnung auf seine baldige Freilassung wieder aufleben lĂ€sst. Entstanden ĂŒber fast eine Dekade hinweg zeichnet der Dokumentarfilm âFor the Time Beingâ ein intimes PortrĂ€t weiblicher Widerstandskraft, inmitten des maroden US-amerikanischen Justizsystems.
Die Protagonistin
Michelle wuchs in Crown Heights auf, einem der Ă€rmsten und gefĂ€hrlichsten Viertel des New Yorker Stadtteils Brooklyn. Um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, arbeitet die alleinerziehende Mutter Vollzeit als Malerin, zog als Afroamerikanerin in die WeiĂe Vorstadt und sensibilisiert als Aktivistin fĂŒr die Konsequenzen von Fehlurteilen. Vor allem aber investiert sie all ihre Kraft in das langwierige Berufungsverfahren ihres inhaftierten Ehemannes.
Doch die Justiz verschleppt Jermaines Antrag auf eine Haftaussetzung. Als Michelle begreift, dass er seine gesamte Strafe absitzen wird, hadert sie mit ihrem Lebensplan. SchlieĂlich schafft sie es, erneut Halt in Jermaines bedingungsloser Liebe und den Lichtblicken ihres Alltags zu finden. Zum Beispiel darf das Paar alle drei Monate ein Wochenende zusammen in einem kleinen Apartment im GefĂ€ngnis verbringen.
13 Jahre nach ihrer Hochzeit hat Jermaine endlich seine Strafe verbĂŒĂt. Nach der unermesslichen Freude ĂŒber seine Heimkehr erkennt Michelle schlieĂlich, was sie all die Jahre durch die tour de force ihres Alltags getragen hat: ihre eigene StĂ€rke.
Regisseurin Nele Dehnenkamp lebte von 2014 bis 2016 in New York. Als studierte Soziologin setzte sie sich wissenschaftlich mit dem expansiven Justizsystem der USA auseinander. Dabei erforschte sie vor allem die Lebenswelten von Frauen mit einem inhaftierten Partner. Nele und Michelle lernten sich in diesem Kontext ĂŒber eine Nichtregierungsorganisation kennen. Die beiden verbindet seitdem eine Freundschaft, aber auch eine besondere Form der filmischen Zusammenarbeit: âFor the Time Beingâ ist im engen Dialog mit der Protagonistin entstanden, die auch an der Gestaltung der ErzĂ€hlung mitwirkte. Ăber einen Zeitraum von neun Jahren hinweg wurde der Film ohne die Beteiligung von Sendern oder Filmförderungen unabhĂ€ngig produziert. Er ist Neles Abschlussfilm im Rahmen ihres Regie-Studiums an der Filmakademie Baden-WĂŒrttemberg.
Pressestimmen
Man glaubt sich in einem Thriller, dessen Drehbuch das Leben und das US-amerikanische Justizsystem schrieben. Ein Alltag im Ausnahmezustand, Szenen einer ungewöhnlichen Ehe. Zeitlich begrenzte Telefonate aus dem GefĂ€ngnis, unzĂ€hlige Besuche im AnwaltsbĂŒro, Auftritte bei SolidaritĂ€tsveranstaltungen fĂŒr zu Unrecht verurteilte Afroamerikaner. Michelle arbeitet als Anstreicherin fĂŒr die Stadt New York, zieht ihre zwei Kinder alleine groĂ. BeilĂ€ufig erfahren wir, dass deren leiblicher Vater einem brutalen Verbrechen zum Opfer fiel. Es entsteht das PortrĂ€t einer selbstbewussten Frau, die uns an ihren Ăngsten und Hoffnungen teilhaben lĂ€sst.“
Festivals
DOK Preview Germany â DOK Leipzig, 2023 | Weltpremiere |
Crew
Buch, Regie, Montage & Bildgestaltung | Nele Dehnenkamp |
Produktion | Nele Dehnenkamp, Christine Duttlinger |
ZusÀtzliche Kamera | Florian Kroker |
Regieassistenz | Stefan Zierock |
Originalton | Nele Dehnenkamp, Stefan Zierock |
Originalmusik | Martin Kohlstedt |
Eine Produktion der Filmakademie Baden-WĂŒrttemberg GmbH. Gefördert durch die Andreas Stihl AG & Co. KG, den Förderverein der Filmakademie Baden-WĂŒrttemberg, Jugendstiftung Baden-WĂŒrttemberg & Norbert Janssen Stiftung UnterstĂŒtzt von Temno Postproduktion Berlin, dem Maysles Documentary Center & dem Downtown Community Television Center |
Technische Daten
LĂ€nge | Â 90 Minuten |
Produktionsland | Deutschland |
Produktionsjahr | 2023 |
Format | DCP, Farbe, 1:1.8 |
Ton | Dolby Digital |
Sprachfassungen | Englisch mit Dt. oder Engl. UTs |
FSK | Freigegeben ohne AltersbeschrÀnkung |
Pressematerial
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DCP-Trailer |