Die Einsiedler

» Herausragende Bildgestaltung sowie eine irritierende, genreüberschreitende Erzählhaltung «
Carsten Moll, spielfilm.de

Zum Film

Albert ist auf einem abgelegenen Bergbauernhof im Nirgendwo der Alpen aufgewachsen. Er ist das einzig noch verbliebene Kind der bereits in die Jahre gekommenen Eggerhofbauern Marianne und Rudl. Seine drei Geschwister sind vor vielen Jahren auf dem ausgesetzten Schulweg von einer Lawine erfasst worden und gestorben. Obwohl Albert bereits Mitte 30 ist, zieht seine omnipräsente Mutter Marianne immer noch die Fäden in seinem Leben. Nicht ganz freiwillig und auf ihre Initiative hin ist Albert vor einigen Jahren ins Tal abgewandert, um dort als Arbeiter in einem Marmorbruch seinen Lebensunterhalt zu verdienen und die Familie und den Hof finanziell zu unterstützen. Marianne will ihrem Sohn das einsame Leben auf
dem Berg ersparen und ist dafür sogar gewillt, mit der jahrhundertalten Geschichte des Eggerhofes zu brechen. Sie möchte die Letzte sein, die den ertragsarmen Hof bewirtschaftet.

(…)

 

 


(…) Albert, der als fleißiger Arbeiter auf dem Marmorbruch zwar eine einigermaßen sichere Stelle hat, findet im Tal nur schwer Anschluss. Das Leben in Gesellschaft muss der introvertierte Bauernsohn erst langsam erlernen. Wie ein verstoßenes Tier, das in sein vertrautes Revier
zurückkehrt, schleicht er sich manchmal auf den Hof, um dort heimlich im Heulager zu übernachten.

Als eines Tages Rudl bei einem Arbeitsunfall tödlich verunglückt, befürchtet Marianne, dass Albert nun in die Rolle seines Vaters schlüpfen und auf den Hof zurückkehren will. Kurzerhand verheimlicht sie ihrem Sohn und der Außenwelt Rudls Tod und vergräbt seine Leiche am Berg. Die harte Arbeit am Hof, die sie von nun an ganz alleine erledigen muss, nagt jedoch bald an ihren Kräften. Der sich ankündigende Winter verspricht nichts Gutes.

Mit Paola, einer ungarischen Gastarbeiterin und Kantinenköchin am Marmorbruch scheint indessen endlich Bewegung in Alberts Gefühlswelt zu kommen. In der von einem rauen Ton geprägten Männerwelt auf dem Bruch, wird die junge Frau schnell auf den sensiblen und zurückhaltenden Albert aufmerksam. Die sich anbahnende Liebesgeschichte ist eine völlig neue Erfahrung für Albert und sein Leben im Tal steht plötzlich in einem ganz neuen Licht. Überfordert mit Hof und Tier beichtet Marianne Albert schließlich eines Tages den tragischen
Unfalltod des Vaters. Wie befürchtet, erweckt diese Nachricht in Albert das natürliche Pflichtgefühl, den Hof übernehmen zu müssen. Gerade jetzt, wo er langsam einen Weg aus seiner sozialen Isolation zu finden scheint, hat die ersehnte Rückkehr auf den Hof für Albert jedoch keine Priorität mehr.

Der erste Schnee fällt und Albert muss sich entscheiden, will er seine Mutter nicht einsam am Hof erfrieren lassen. Paola kündigt ihm indessen an, dass sie nach Ungarn zurückkehren muss. Albert steckt in einer Zwickmühle. Trotz überlasteter Auftragsbücher am Marmorbruch, schafft er es drei Tage Urlaub zu bekommen. Drei Tage um sein Leben zu ordnen und über seine Zukunft zu entscheiden.

 


Pressestimmen

„Trotz der alpinen Bergwelt, in die der Langfilmdebütant Ronny Trocker sein Werk Die Einsiedler hineingepflanzt hat, sucht man hier folkloristische Romantizismen vergebens. Stattdessen ist das schroffe und kantige Drama eher als eine Art Anti-Heimatfilm zu verstehen, der langsam wie über eine steile Serpentinenstraße seinem Ende entgegenstrebt.“

kino-zeit.de

„„Die Einsiedler“ fordert aufgrund seiner ruhigen Erzählweise und minimalistischen Inszenierung Geduld vom Zuschauer. Belohnt wird er dafür mit einer beklemmenden, intensiven Mischung aus Charakterstudie und Alpen-Drama.“

programmkino.de

„Auch dank Hauptdarsteller Andreas Lust („Der Räuber“) entfaltet das schwermütige Drama eine ungeahnte Wucht. “

Cinema

„In Venedig laufen die Filmfestspiele: Schon eine Einladung in die Nebenreihen ist eine Ehre, und die ist dieses Jahr dem Regisseur Ronny Trocker mit „Die Einsiedler“ widerfahren. Der Debütspielfilm des Südtirolers feiert heute Weltpremiere in der Reihe Orizzonti.“

Deutschlandfunk Kultur

Regiekommentar

Die archaische Welt der letzten verbliebenen isolierten Bergbauern in den Alpen verschwindet langsam, aber die Einsamkeit und das raue Umfeld haben die Bewohner der Region gezeichnet. DIE EINSIEDLER versucht, die mühsame Kommunikation zwischen den Bergbewohnern und deren Schwierigkeiten, ihre Ängste, Träume und Wünsche zu formulieren, zu zeigen.

Gefangen zwischen einer aufgeladenen Vergangenheit und einer Unsicheren Zukunft, versuchen die Charaktere im Film einen Weg nach vorn zu finden. Doch in einer solch feindseligen Landschaft, umgeben von einer imposanten und dominanten Natur, wird jede Entscheidung essentiell.

Ohne große Worte versucht der Film das zerbrechliche Innere dieser Charaktere zu zeigen.

Festivals

73. IFF von Venedig 2016 Welturaufführung „Orizzonti“
Nashwill Filmfestival 2017 Großer Preis der Jury
Fünf-Seen-Festival 2017 Bester Spielfilm
Europäischer Filmpreis 2017 Nominierung „Europäische Entdeckung – Prix FIPRESCI“
Saas-Fee Filmfestival (SFFF) 2017 Kritiker-Preis
Österreichischer Filmpreis 2019 Beste weibliche Hauptrolle für Ingrid Burkhard
Beste Kamera

Crew

Regie Ronny Trocker
Drehbuch Ronny Trocker, Rolando Grumt Suárez
Kamera Klemens Hufnagl
Schnitt Julia Drack
Szenenbild Stefan Oppenländer
Ton Johannes Hampel
Redaktion Servus TV Björn Thönicke
ProduzentIn Susanne Mann, Paul Zischler
KoproduzentIn Arash T. Riahi, Karin C. Berger, Raphael Barth
barnsteiner-film wurde gefördert von medienboard Berlin Brandenburg
Mit Ingrid Burkhard, Andreas Lust, Orsi Tóth, Hannes Perkmann, Peter Mitterrutzner, u.a.

Technische Daten

Länge 108 Minuten
Produktionsland Österreich
Produktionsjahr 2012
Format DCP, Farbe, 1:1.8
Ton Dolby Digital
Untertitel Englisch & Deutsch
Originalsprachen Deutsch

Pressematerial

auf der Film-Website  

 

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Verleih

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